Toxisches Arbeitsumfeld – Vorsicht vor den Giftspritzen der Bürowelten

Es gibt Personen, die tun uns schlichtweg nicht gut. Nach einem kurzen Gespräch oder auch einem ganzen Arbeitstag hinterlassen sie ein dumpfes Gefühl von Müdigkeit, Selbstzweifeln oder unterschwelliger Aggression.
Toxisches Verhalten kommt nicht selten vor und geht in der Regel mit einer Persönlichkeitsstörung, wie Narzissmus einher. Das Gefährliche, es vergiftet nach und nach die Emotionen in unserem sozialen Umfeld. Dies passiert jedoch so langsam und unauffällig, dass toxische Verhaltensweisen meist lange Zeit unbemerkt bleiben und dementsprechend großen Schaden anrichten – bei Einzelpersonen, in einem Team oder ganzen Unternehmen.

Woran erkennt man ein toxisches Arbeitsumfeld?

Dort wo Menschen zusammenkommen, gibt es auch Meinungsverschiedenheiten und Konflikte. Ein Unternehmen oder eine Organisation ist somit immer eine Brutstätte von Emotionen. Das ist Problem ist nicht, dass Menschen auch mal aneinandergeraten, sondern wie Konflikte von der Kultur aufgefangen und aufgearbeitet werden.

Beispiele für toxisches Verhalten sind passiv-aggressive Manipulation, Ignoranz, emotionale Erpressung, Mobbing, eine cholerische und unberechenbare Führung, übermäßig wettbewerbsorientierte Einstellungen und daraus resultierende unfassbare Arbeitszeiten.
Stressige Phasen sind okay, schlechte Tage kommen vor. Aber wenn im Job dauerhaft die Seele leidet und Menschen mit Bauchschmerzen zur Arbeit fahren, dann stimmt was ganz gewaltig nicht.

Hinzu kommt, dass Menschen auch selbst toxisch werden können, wenn sie in einer entsprechenden Umgebung aufgewachsen sind oder viel Zeit darin verbringen. Das bedeutet leider auch, dass bereits eine einzige toxische Person eine ganze Gruppierung nach und nach „vergiften“ kann, beispielsweise in einem Team sowie in einer Partnerschaft oder Familie.

Kann schon die Wahl unserer Worte uns vergiften?

Sprache hat einen großen Einfluss auf das Denken und damit unser Handeln. Sie beeinflusst, die Wahrnehmung unserer Wirklichkeit und wie wir auf sie reagieren.

Die Mechanismen der Sprachverarbeitung ist im Gehirn – dem Dreh- und Angelpunkt für die Wortwirkung. Dort wird entschieden, was Worte beim Empfänger auslösen und welche Reaktionsketten sein Verhalten triggern. Wenn unsere Sprache Positivität ausdrückt, können wir die Funktionen unseres Gehirns verändern, indem wir kognitives Denken erhöhen und die Bereiche in unserem Frontallappen stärken. Negative Gedanken lassen den Hippocampus schrumpfen, der für das Gedächtnis zuständig ist. Permanentes Jammern und Negativität können uns krank machen. Negative Gefühle senden Alarmsignale an den Körper, Stresshormone wird Cortisol werden ausgeschüttet. Das Gehirn begibt sich auf die Suche nach möglichen Gefahren. Und die Negativspirale beginnt und lässt uns gar nicht mehr so einfach los, denn das Gehirn passt sich diesen Denkstrukturen an, indem es vermehrt Nervenzellen im Mandelkern miteinander verknüpft.

Gucken wir uns dazu einmal die Sprache an unseren Arbeitsplätzen an. Die Kriegsmetaphorik ist dort gefühlt allgegenwärtig:
„Wir stehen unter Dauerbeschuss.“
„Wir kämpfen an vorderster Front“
„Mit XY stehe ich auf Kriegsfuß.“
„Wir werden von allen Seiten beschossen.“
„Hier herrscht ja eine Bombenstimmung.“

Aber auch andere Sätze hinterlassen ihr Spuren:

„Manche Flaschen sind schwerer zu entsorgen, als andere.“
„XY wird eh bald abgesägt.“
„XY wird entleitet.“
„Da rollen bald die Köpfe.“
„XY muss die Hosen runterlassen.“
„Ab auf die Ersatzbank.“
„Wer nicht performt, fliegt.“
„Nur die Besten bleiben.“
….
Unzählige Beispiele könnten hier weitergeführt werden.
Auch sogenannte „Killer-Phrasen“ oder „Totschlag-Argumente“ können hier eine Rolle spielen.

Toxische Führung

Ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universität Bielefeld, der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin sowie der Universität Trier belegt, dass in 85 Prozent der untersuchten Unternehmen toxisches Führungsverhalten vorkommt (sogenannte „Abusive Supervision“), in 21 Prozent der Unternehmen sogar in einer extrem ausgeprägten Form.

Wie kommt es zu solchen Zahlen?
Genau wie Mutter Natur giftige Pflanzen und Tiere in den schillerndsten Farben und Formen präsentiert, sind Menschen mit ausgeprägten dunklen Persönlichkeitszügen wahre Meister darin, sie geschickt zu verbergen. Stattdessen wissen sie es sich besonders charmant, eloquent und empathisch zu präsentieren. Dieses Verhalten setzen sie gezielt in wichtigen Terminen vor dem nächsthöheren Vorgesetzen, bei Präsentationen, in Einstellungsprozessen oder bei bedeutsamen Vertragsabschlüssen ein. Sie lassen sich nichts nachsagen. Getreten wird gerne nach unten. Das kann sich dann beispielsweise durch Ignoranz bis cholerisches Anbrüllen auswirken. Was davon schlimmer ist, lässt sich nicht festmachen. Eine Führungskraft, die nicht auf Mitarbeiter:innen reagiert, manipuliert, nicht wertschätzt, intransparent kommuniziert, sich in Micromanagement verliert, hält das Team klein. Ein ausgemachte(r) Choleriker:in verbreitet durch unkontrollierte Wutanfälle und Vorführen Einzelner Angst und Schrecken.

Sobald bewusst auf Warnzeichen geachtet wird, sind toxische Führungskräfte gar nicht so schwierig zu erkennen. Oft lässt sich ein solcher Führungsstil an einem erhöhten und dauerhaften Krankenstand feststellen, den die Führungskraft auch bei einem internen Wechsel mitnimmt.
Dennoch ist Vorsicht geboten: Jeder Mensch legt hin und wieder eine toxische Verhaltensweise an den Tag. (Persönliche) Krisen können dazu beitragen, dass Menschen dünnhäutig und leicht reizbar werden. Wichtig ist es hier sich an wiederholenden Mustern zu orientieren.

Welche Folgen drohen in einem vergifteten Arbeitsumfeld?

Das Gefährliche, toxisches Verhalten ist im wahrsten Sinne des Wortes ansteckend. Mobbing, Getratschte hinter dem Rücken, Respektlosigkeit, Schuldzuweisungen, das bewusste Vorenthalten von Informationen sind nur einige mögliche Ausprägungen. Die Feindseligkeit in den Bürofluren ist dann allgegenwärtig spürbar. Das zehrt nicht nur an den Nerven, sondern macht langfristig krank.

Und das hat auch immense betriebswirtschaftliche Auswirkungen. Toxische Systeme führen dazu, dass sich niemand mehr traut, irgendetwas zu sagen. Die Angst einen Fehler zu begehen, etwas falsch zu machen wird übermächtig. Wie sollen da noch Innovationen entstehen?

Die langfristigen Folgen liegen auf der Hand: Geringe Arbeitszufriedenheit, hohe Mitarbeiterfluktuation, eine sinkende Innovationskraft sowie Produktivität und schlussendlich eine zunehmende Anzahl der Krankenstände, vor allem aufgrund stressbedingter Erkrankungen psychischer und physischer Art.
Hallo organisationales Burnout!

Gibt es denn ein „Gegengift“?

Nicht immer kann man sich toxischen Menschen so einfach entziehen. Es gibt jedoch Strategien, die den Umgang mit ihnen erleichtern. Dazu gehört genau in sich hineinzuhören, wann Selbstzweifel, Erschöpfung oder Wut und Aggression auftreten. Sind hier wiederkehrende Situationen, Personen verantwortlich?
Abgrenzung ist hier das  „A und O“, sich bloß nicht provozieren lassen und in Diskussionen und Konflikte begeben. Denn oft sind toxische Menschen wahre Meister darin andere Schachmatt zu setzen. Ihre Manipulationskraft geht manchmal mit so vielen Lügen, verdrehten Tatsachen und einer Überzeugungskraft einher, dass Betroffene am Ende selbst an ihrem gesunden Menschenverstand zweifeln und sich permanent in eine Verteidigungshaltung begeben. Toxische Menschen geben sich nicht  selbst die Schuld, sondern greifen ihr soziales Umfeld an. Das führt häufig zu Selbstzweifeln bei den Betroffenen.

Vorbereiten
Die mentale Vorbereitung, sprich das innere Aufbauen einer Schutzmauer, ist hilfreich. Oft sind die Reaktionen nach einer gewissen Zeit der Zusammenarbeit vorhersehbar, sodass man sich innerlich Strategien zurecht legen kann.  Allein die bewusste Entscheidung, sich von dem Giftpilz nicht aus der Contenance bringen, verletzen oder verunsichern zu lassen, kann bereits kleine Wunder bewirken.

Auf Abstand gehen
Eine Möglichkeit kann es sein, so gut es geht, auf Distanz zu gehen, nur das Nötigste auf konstruktiver Ebene zu besprechen, wenn möglich im Beisein anderer. Wenn Situationen zu verletzend werden, eine Pause einlegen oder das Gespräch komplett abbrechen.

Entmachten
Selbstreflexion üben, denn toxische Menschen decken durch ihr Verhalten indirekt persönliche Schwächen auf. Genau, wie auch Gift in geringen Dosen eine heilende Wirkung hervorrufen kann, kann auch toxisches Verhalten, selbstverständlich in zumutbarer Dosierung, zu einem Geschenk werden.
Die Fragen, warum das Gespräch, Unsicherheit, Wut oder Trauer hervorruft, können tieferliegende Emotionen und blinde Flecken aufdecken. Mögliche Angriffspunkte können so evtl. vorhersehbar und geschlossen werden.

Durchatmen
Regelmäßige Achtsamkeitsübungen und kurze Meditationen helfen den Raum zwischen Reiz und Reaktion zu vergrößern. So kann es gelingen auch in brenzligen Situationen die Ruhe zu bewahren und dem Angreifer den Wind aus den Segeln zu nehmen oder eher das Gift aus den Zähnen.

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